Dienstag, 26. August 2008

Goodbye Canada - see you soon

Ein letztes Morgenessen um 6 Uhr weckte unsere Geister und wir verabschiedeten uns schweren Herzens von Mucky und Mary, die so gut zu uns geschaut haben. Gegen 7 Uhr stellten wir unseren Mustang in der Tiefgarage des Flughafens ab.

Bye bye, deine Gäule haben uns gut getragen

Pünktlich um 9.15 Uhr hoben wir von Vancouver ab und flogen in Richtung Toronto. Diesmal müssen wir zum Glück das Gepäck nicht wieder selbst zum Gepäckförderband bringen, da wir erst in der Schweiz durch den Zoll müssen. In Toronto trafen wir ein letztes Mal auf bekannte Gesichter. Ganz erstaunt begrüssten wir ein Kollegenpärchen aus der Innerschweiz und die Wartezeit auf den Anschlussflug nach Zürich verging zügig.

Die nächsten 8 Stunden Reisezeit waren schnell vorbei, unter anderem Dank dem guten Multimediasystem des Flugzeuges. Filme, Serien und Musik nach Wunsch, das ist wirklich top! Denn schlafen, das klappt bei uns nicht ganz. Pünktlich um 8.30 spürten wir sicheren Boden unter den Sitzen und sind zumindest physisch wieder in der Schweiz. Die Gedanken sind irgendwie noch immer in Kanada und lassen eine Heimkehrfreude nicht so richtig aufkommen - nach Hause reisen entsprach nicht wirklich unserem Wunsch...

Danke für euer Interesse, die Kommentare und die Mails, wir haben uns über jeden Gedanken gefreut. Wer weiss, vielleicht packt ja jemanden die Lust, Kanada selbst zu bereisen. Sicherlich werden auch wir wieder den Weg dahin finden - diesmal wird es keine 5 Jahre dauern und bestimmt kein Dieselfahrzeug mehr involvieren...

Sonntag, 24. August 2008

Unsere letzten Tage

Ein unschönes Erwachen am nächsten Tag verhiess nichts gutes. Daniela blieb den Tag mit übler Erkältung mehr oder weniger im Bett, somit erübrigte sich der ursprüngliche Plan, den Grouse Mountain hochzuwandern.

Der Freitagmorgen zeigte sich von einer besseren Seite und wir beschlossen, im Aquarium das am 10.06.08 geborene Beluga Baby anzuschauen. Wie süss! Es gab auch einen kurzen Filmvortrag, der die Geburt zeigte. Ein Belugawal ist während 14-15 Monaten trächtig und stillt das Kalb fast 2 Jahre lang. Gespannt beobachteten wir auch sämtliche andere Tiere, die in einem Zoo selten bis gar nicht vorkommen, so zum Beispiel Haie, Frösche und Seesterne in allen Variationen, Fledermäuse, Schildkröten, ja sogar Kakerlaken in Übergrösse.

Das noch namenlose Baby Beluga

Eine tolle Einrichtung bei vielen Aquarien ist eine ständige Videoaufnahme der Tiere. Bei den Seesternen zum Beispiel kann man per Wählrad die Geschwindigkeit des Videos verändern und plötzlich flitzen die Tierchen nur so durch das Wasser :-)

Am Nachmittag kehrten wir notgedrungen zurück und Daniela musste sich wieder hinlegen. Wir sind froh, dass wir noch vor Samstag hingehen konnten, an Wochenenden ist hier von gemütlichem Anschauen nur zu träumen. Apropos Samstag: es regnete natürlich wieder, wir kauften die letzten Sachen ein, holten das Bike flugfertig verpackt im Shop ab und versuchten uns zu schonen. Mittlerweile fühlte sich nämlich auch Arno nicht mehr sonderlich fit...

Wir luden unsere Gastgeber, Mucky und Mary, am Abend zu einem indischen Abendessen im Gastown ein. Anschliessend fuhren wir zusammen nach White Rock. Dies ist ein malerisches Städtchen, direkt am Ozean gelegen. Etwa 50 Minuten Fahrt dorthin und man fühlt sich bereits wie in einem anderen Land. Der Spaziergang am Meer entlang verstärkte unseren Wunsch, White Rock wieder zu besuchen. Dann bitte ohne Erkältungsgrippe!

Der in Strömen niederprasselnde Regen wies uns an unserem letzten Tag die Schranken. Packen, packen, packen. Schnell bemerkten wir, dass es eng wird. Gewicht und vor allem das Volumen liessen uns mehrere Male optimieren. Pro Person sind 2 Gepäckstücke à 23 kg erlaubt. Wir hatten 3 Koffer dabei und das Bike. Schnell, sogar zu schnell zeigte die Waage dann auch 23 kg beim 2. Koffer an. Interessanterweise erlaubt Air Canada zwei Gepäckstücke. Flugs wurden die Rucksäcke und die mitgebrachte Sporttasche vollgestopft. Die Gewichtskontrollen beim Handgepäck finden ja quasi nicht statt und so füllten wir selbiges etwas grosszügig. Für den grössten Koffer mussten wir wie geplant Aufpreis zahlen, da dieser mit stolzen 31.8 kg geladen war und ein oranges Band "Heavy load" tragen durfte. Geschafft, dafür nirgends mehr Platz, alles ausgefüllt.

Eigentlich wollten wir am Nachmittag noch ins IMAX, doch wir legten uns erneut hin, Arno ging's deutlich schlechter. Den letzten Abend genossen wir zusammen mit der Familie beim Sushi Essen. Es war schön, konnten doch beinahe alle kommen.

Donnerstag, 21. August 2008

Die Wartezeitentschaedigung

Wir sind ziemlich beschaeftigt gewesen die letzten paar Tage, das ist vielleicht an der langen Wartezeit fuer den Eintrag nach Whitehorse aufgefallen. Es gab viele Dinge zu sehen und zu tun, wodurch leider die Internetzeiten etwas zu kurz gekommen sind. Der Gedanke, dies gleich bei der Ankunft in Vancouver zu erledigen, entpuppte sich als wenig realistisch, da wir gutem Wetter absolute Prioritaet gewaerten.

Dafuer ist waehrend den Ferien ein Dessert entstanden, das Arno den anderen Schokoladenliebhabern da draussen nicht vorenthalten moechte.

Mann(tm) nehme:
- Schokoladeneis
- Schokoladenrahm
- Schokosauce
- Schokoladenkekse

Grundsatz: je Schokoladiger desto besser

The Chocolate Blaster

Mittwoch, 20. August 2008

Vancouver "By Land, Sea and Air We Prosper"

Mit gemischten Gefuehlen fuhren wir los, das eine oder andere schon ein wenig zusammengepackt. Kurz nach Mittag trafen wir planmaessig in Vancouver ein und fuhren direkt zu Arno's Onkel. Ein schoenes Wiedersehen! Sie bestaunten den wirklich dreckigen Camper und knipsten ein letztes Foto. Die 7 Wochen vergingen wie im Fluge. Wir konnten es selbst kaum glauben. Den Nachmittag verbrachten wir mit Auspacken und (Wieder-)Einrichten im Gaestezimmer.

Die hintere Stossstange des Campers

Der Hochdruckreiniger war bereits im Einsatz als Daniela bei Fraserway nachfragte, wie sauber denn sauber gemeint sei. Sauber heisst bei Fraserway: nicht sauber, den Innenraum wischen genuegt, der Rest darf aussehen wie er momentan ist. Schnell wurde der Hochdruckreiniger abgeschaltet. Wir wollten dem Vermieter doch auch noch Arbeit lassen und zeigen, wie wir uns Muehe gegeben haben. Bei einem herrlichen Abendessen liessen wir den Abend ausklingen und krochen wiederum muede unter die Bettdecke.

Das Resultat

Wichtig zu erwaehnen: Die Verwandtschaft schaute uns unglaeubig an, als wir sagten, wir tragen erst zum 3. Mal kurze Hosen und aermellose Shirts. Vancouver hatte bis zu 32 Grad, in den Stadtteilen die weiter weg sind vom Meer sogar bis zu 36 Grad. Die Regentage waren massiv weniger als wir diese geniessen durften.

Der Tag der Rueckgabe war da. Nach einem leckeren Fruehstueck brachten wir den Wagen zurueck, der Dreck zog einige Blicke auf sich. Wir waren ziemlich stolz, den bisher dreckigsten Camper des Jahres zurueckzugeben. Das zerbrochene Geschirr und die Lampe interessierte niemanden, "Passt scho". Beim Erledigen des Papierkrams erzaehlten wir, was genau wo und wie schiefgegangen war. Fraserway zeigte sich verstaendnisvoll und kulant, wir sind zufrieden mit der gefundenen Loesung.

Unsere Reise in Zahlen
11'379 km gefahren
2'299.84 Liter Diesel (billigster Preis: 1.325, hoechster: 1.850) getankt
20 l/100km Durschnittsverbrauch
3'478.72 CAD fuer Treibstoff ausgegeben
5 Haken zurechtgeschlagen
2 Haken ersetzt
1 Oelwechsel
3 kg Nerven
> 150 Fluchwoerter

Nach der Rueckgabe fuhr uns ein Bus mit Passanten-ignorierender Fahrweise zum Flughafen. Ab nun gibt's einen "Small car", damit wir auch in der City einen Parkplatz finden. Auch hier ging es nicht reibungslos. Wir sollten einen Voucher vorlegen, der zum Beweis der Bezahlung dient. Wir hatten keinen per e-Mail erhalten und nahmen an, dass dieser per Post verschickt wurde als wir schon weg waren. Nach einigem hin und her konnten wir unseren Ford Mustang in Empfang nehmen. Wir duesten mit offenem Verdeck los, ein wahrer Genuss nach den kalten Tagen!

So klein ist der Mustang zwar nicht, aber er passt wunderbar in die mit "Small car" beschrifteten Parkplaetze in Tiefgaragen. Ein Jeep Cherokee, ein Chrysler Grand Voyager und so ziemlich alles was sich auf europaeischen Strassen an PWs bewegt wuerde uebrigens auch reinpassen.

Wir erkundigten uns im Visitorinfo nach ein paar Sachen, u.a. nach einem Wasserpark. Die Sehnsucht nach temperiertem Wasser das nicht von oben auf uns faellt ist gross. Den Nachmittag schlossen wir mit einer herrlichen Fahrt durch Vancouver ab. Dem Stanley Park entlang und den verschiedenen Straenden folgend ging's wieder zurueck zu unserem voruebergehenden Zuhause, wo uns wiederum ein leckeres Essen erwartete. Wir werden hier wirklich sehr verwoehnt. Die klagenden Laute, das ginge auf die Figur werden lauter.

Am naechsten Tag startete bei schoenstem Wetter die PNE. Diese kennen wir von unserem letzten Urlaub in Kanada 2003. Hier erwarteten uns wieder einige super Shows. Die Superdogs und Wheels of Steel, eine tolle Atmosphaere und natuerlich die herrlichen "Those little Donuts". Es wurde extrem heiss und die Anzahl der Besucher stieg zusehends an. Unzaehlige Bahnen zogen waghalsige Zahlende an, wir verzichteten gerne. Der Mageninhalt will nicht separiert vom Magen auf den Boden zurueck. Am spaeteren Nachmittag entflohen wir der dichten Menschenmenge und fuhren mit unserem Untersatz der Sonne entgegen.

Wheels of Steel, FMX, Backflip

Am Sonntag war das Wetter wieder sehr schoen und warm und nach einer Ausfahrt mit unserem Cabrio machten wir einen Halt in einem Stadtpark in Surrey. Herrlich wenig Leute und angenehme Temperaturen liessen uns verweilen. Spaeter besuchten wir den Lynn Canyon mit der Suspension Bridge (Haengebruecke). Es gibt einen kurzen schoenen Weg dem Fluss entlang. Dieser kann von einem Einweg zu einem Rundweg ausgebaut werden. Man springt ueber die Steine um den Fluss zu ueberqueren (Rezept Arno) oder zieht die Schuhe aus um ihn zu durchqueren (Rezept Daniela). Am Abend assen wir chinesisch und fanden den Weg ins Bett eher spaet. Schliesslich muss der Keller ein wenig geraeumt werden, wenn im Herbst wieder Wein gebunkert werden soll...

Der heutige Morgen war wieder von der kuehlen Sorte. Es regnete (noch) nicht, dafuer wehte eine steife Bise vom Meer her. Ein wenig enttaeuscht ueber die Vorhersage der naechsten 3 Tage (Regen, falls da jemand nicht drauf gekommen waere) suchten wir nach passenden Aktivitaeten. Ein Besuch bei Arno's Cousine stand als erstes auf dem Programm, dann wollten wir eigentlich in einen Indoor-Wasserpark, aber die vielen kleinen kreischenden Kinder liessen uns die Entscheidung leicht fallen. Wir zogen es vor, in die Stadt zum Strand zu fahren, die Schuhe auszuziehen und genuesslich im Sand am Strand von Jericho Beach entlang zu spazieren. Es gab ab und zu ein paar Tropfen, aber zum Glueck hat der Himmel den grossen Kuebel festgehalten. Die teilweise durchscheinenden Sonnenstrahlen rueckte die Downtown in sonniges Licht, der Rest drumherum lag im Schatten - ein toller Anblick.

Regen - was denn sonst - begruesste uns am naechsten Tag. Der Plan Wasserpark war rasch begraben. Es war kuehl und so beschlossen wir, uns in der Stadt nach Bikes umzusehen. Wir hofften auf ein Schnaeppchen. Rasch wurden wir fuendig und liessen uns diese Hobel bis zum naechsten Tag reservieren. Immer zuerst darueber schlafen um keinen teuren Bock zu schiessen. Diese Devise hat uns schon vor manchem unnoetigem Kauf bewahrt. Wir sahen uns noch andere Dinge an und die Zeit verging wie im Fluge. Zuhause erwartete uns ein Barbeque an welchem die ganze Familie teilnahm. Das war wirklich wunderschoen, alle wieder zu sehen.

Irgendwann raecht sich die Tatsache, nicht genuegend Sonne gesehen zu haben und Daniela brachte am naechsten Tag kein Wort mehr heraus. Eine ploetzliche Erkaeltung mit dem obligat dazugehoerenden Unwohlsein hatten sie heimgesucht. Hier gibt es keine Apotheken wie wir sie kennen, sie sind meistens Bestandteil eines groesseren Supermarkts oder fuehren selber Esswaren und Bekleidung. So suchten wir eine Filiale von London Drugs auf. Unzaehlige Mittelchen und zum Teil hochdosierte Medikamente liegen hier im Gestell.

Spaeter erkundigten wir uns im VisitorInfo ueber die GST-Rueckforderung. Hier bezahlen wir auf saemtliche Artikel 5 % GST (Goods and Service tax), was in etwa unserer Mehrwertsteuer entspricht. Belege ueber 50 CAD konnte man einreichen und kriegte bei Verlassen des Landes die GST zurueck. Konnte! Im Maerz 2007 wurde das zu unserem Entsetzen abgeschafft. Die Schweiz wird mindestens beim Bike die hohle Hand auch hinhalten, was den Drahtesel noch teurer macht. Aber trotz der zusaetzlichen Kosten mit dem Transport und der Steuern profitieren wir von einem guenstigeren Preis als in der Schweiz. Nicht mehr viel aber immerhin ein paar hundert CAD. Ein Bike liegt drin, ansonsten muessten wir fuer das 5. Gepaeckstueck (das 2. Bike) einen enormen Aufpreis bezahlen. So zahlen wir lediglich fuer die Tatsache, dass wir eines transportieren. Ein Bike wird den Weg in Schweiz also finden.

In Gastown, unserer naechsten Station, gab der Regen mal wieder alles. Grr... Diese Dreckswolke verfolgt uns seit Calgary und will immer noch nicht von uns lassen. Sie haengt wie eine Klette an uns, und das seit dem 7. Juli! Also Leute, passt auf, wenn wir zurueckkommen lauft ihr Gefahr, dass Regen einsetzt ;-)

Mittwoch, 13. August 2008

Back to "The Best Place on Earth"

Erst kurz nach Mittag wurde der Motor richtig warm - wir besuchten noch ein letztes Museum in Whitehorse. Dies hat sich ueberaus gelohnt, unter anderem waren Mammuts in voller Groesse zu sehen. Sehr eindruecklich, gegen diese riesigen Dinger von Knochen wirken diejenigen der Grizzlybaeren wie duenne Hoelzer.

In Teslin machten wir einen Zwischenhalt - mit Zwischenfall. Daniela hat den Tritt aus dem Camper nicht ganz geschafft und sich Schmerzen von dem happigem Sturz zugezogen. Sitzen und Gehen sind keine gute Ideen mehr. Wir mussten ziemlich lachen, es sah einfach zu komisch aus. Gegen Abend erreichten wir dann Watson Lake und uebernachteten auch gleich dort.

Wie ja mittlerweile unfehlbar zu erkennen ist, schaffen wir das Frueh-Los-Fahren eher selten. Auch an diesem Morgen... Knappe 2 Stunden spaeter als geplant rumpelten wir ueber den Cassier Highway in Richtung British Columbia, The best place on earth. Unterwegs sahen wir auch Fussgaenger - ahem, Pfotengaenger auf dem Highway! Ein Schwarzbaer zeigte sich fuer ein paar Meter am Rande des Waldes. Kurz darauf verlangte unser Untersatz wieder einmal nach Aufmerksamkeit. Der Warngong erklang und zeigte an, dass der Partikelfilter zu 100 % voll sei. Gemaess Anweisung regeneriert sich dies automatisch, sofern waehrend ca. 45 Minuten mit Highwaybedingungen gefahren wird. Haben wir auch gemacht, halt so wie es die Strassenzustaende ueberhaupt zuliessen. Fuer kurze Zeit zeigte die Anzeige gar nur 80 % an, so fuhren wie also guten Mutes weiter. Der Bordcomputer meldete spaeter ploetzlich System OK. Komisch, aber um so besser, dachten wir. Zu frueh gefreut - nach ca. 30 Minuten hupte es erneut und da wurden wir richtig sauer: Exhaust filter full, Power reduced, see Dealer. Zu Deutsch: Partikelfilter ist voll, Motorleistung reduziert, Haendler aufsuchen. In einem Hinweisschild auf der Sonnenblende stand sogar, dass unverzueglicher Service noetig ist, oder Auspuffsystem und/oder Motor wuerden Schaden nehmen.

Die reduzierte Motorleistung war leider ernst gemeint. Von mehr als 300 PS auf gefuehlte 120 Pferde bewegte sich unser Gefaehrt nur noch schleppend voran. Wir fuhren nicht mehr 100 km/h, sondern nur noch 80 km/h. Hm, auch bei Vollgas geht da nicht mehr so wirklich viel. Bergauf aechzt die Karre mit 60 km/h, mit Vollgas hoechstens 65 km/h. Toll! Wir fuhren weiter zum naechsten Ort (ca. 50 km entfernt) um zu telefonieren (Mobilnetz gibt's hier immer noch nicht). Fraserway klaerte ab, ob uns jemand abschleppen muss oder wie auch immer dies weitergehen soll. Diese Karre muss noch 1600 km aushalten bis Vancouver! Ziemlich genervt warteten wir eine halbe Stunde bevor wir Weiteres wussten. Immerhin kriegten wir oranges Licht, das heisst, wir duerfen weiterfahren, aber wurden angehalten, nicht in einem Kaff zu uebernachten, sondern die etwas groesseren Ortschaften entlang der Hauptverkehrsachsen anzupeilen. Dies aus dem einfachen Grunde, dass sicher ein Telefon zur Verfuegung steht wenn wirklich nichts mehr geht.

Wir fuhren weiter zur Bell II Lodge und genossen den toll eingerichteten Campground. Sogar eine Sauna war inbegriffen. Faltige Damen die rauchend im Whirlpool sassen ebenso. Ignorance is bliss. (Gluecklich sind die Unwissenden). Todmuede erholten wir uns und fielen in einen BICO-Schlaf.

Dodge-Diesel-Zicken hin oder hinueber: So einfach liessen wir unsere Plaene nicht auf den Kopf stellen und fuhren am naechsten Tag weiter nach Stewart und Hyder. Dies ist eine wunderschoen gelegene 100 km Sackgasse. Die Strasse passiert den Bear Glacier ehe der Bergwerksort Stewart erreicht wird. Nur 2,5 km weiter liegt Hyder. Fuer kurze Zeit betraten wir Alaska-Territorium! Der offene Zoll sah ziemlich verlassen aus, auch die ersten Behausungen werden ihrem Namen nicht mehr ganz gerecht. Ein Gartenhaus sieht schicker aus. (Hey, that rhymes ;)

Dafuer ist die Natur um Hyder umso schoener. Bevor wir den Campground bezogen, fuhren wir zum Salmon Glacier empor. Eine Staubpiste fuehrt waehrend 37 km der einzigartigen Gletscherlandschaft entlang, so nahe, dass man ohne Fernglas die Gletscherspalten sehen konnte. Ein wunderschoenes Eisblau bedeckt den Gletscher - Genuss pur! Hinzu kommt der Nervenkitzel einer zuegigen Alpenpassstrassenfahrt ohne Leitplanken auf ungeteertem Untergrund gepaart mit einem leistungsreduzierten Truck mit 2 Tonnen Ladung und der Kurvendynamik eines texanischen Longhorns auf Rollschuhen. Abenteuerer, was willst du mehr? Das i-Tuepfelchen waere ein zu durchquerender Sumpf gewesen. Schade.

Salmon Glacier

Vom Hunger geplagt wollten wir ein Restaurant aufsuchen, die naechste Gelegenheit lag jedoch wieder im Nachbarland. Zu unserem Erstaunen nehmen es die Kanadier hier extrem genau. Die Fragen die uns der Zollbeamte stellte, sind genauso tiefgruendig wie die seines Kollegen am Flughafen. Er begnuegte sich jedoch mit der Antwort, dass wir morgen die Paesse zeigen wuerden, da diese im Camper verstaut waren. So fuhren wir nach Stewart um ein leckeres Abendessen zu geniessen, ehe wir wieder in Alaska in einem einfachen Campground uebernachteten.

Der naechste Tag geht als Rekordfruehaufstehtag in die Geschichte ein. Puenktlich um 6 Uhr fuhren wir los zum Fish Creek, um Baeren beim Lachsfangen zu beobachten. Hier sollte es 800-1000 Lachse geben, die den Baeren als Fruehstuecksbuffet dienen... Sollte! Bilanz: 1 gelangweilter Schwarzbaer und etwa 1 Dutzend muede Lachse. Eine Stunde spaeter zogen wir ein wenig enttaeuscht weiter. Die Erklaerung der Parkleute, sie wuessten selber nicht, weshalb nicht mehr Lachse da seien war nur ein schwacher Trost. Im Uebrigen waren etliche andere Leute da, die ebenfalls Tiere beobachten wollten - und natuerlich fotografieren. Einige trugen gar waldfarbengemusterte Jacken und hatten getarnte Fotoapparate (inkl. getarntem Stativ) dabei. Trotzdem scheinen die noch nicht viel gelernt zu haben. Es wurde lauthals gequatscht um die noch moeglichen Baeren ja zu vertreiben.

Morgenstimmung beim Bear Glacier, oestlich von Stewart

Unterwegs nach Prince George kauften wir in Hazelton frische Fruechte vom Okanagan Valley. Eine frische und saftende Angelegenheit. Der Austausch mit der Marktfrau war interessant und gab uns weitere Informationen ueber das Leben der Kanadier. Ein paar Ortschaften weiter lag Smithers. Total huebsch hergerichtet, relativ gross fuer ein Dorf und doch nicht eine Stadt. Erst gegen Abend erreichten wir dann Prince George. Wir haben endlich wieder Mobilnetzempfang und sehen uns somit wieder als in der Zivilisation angelangt.

Trotz genuegend Schlaf sind wir am naechsten Morgen immer noch ziemlich kaputt. So freuen wir uns um so mehr ueber einen Tag in Prince George. Wir besuchten den als herrlichen Aussichtspunkt ueber die Stadt angegebenen Connaught Park. Nun, der Park an sich ist wirklich schoen. Aber ueber die Aussicht laesst sich streiten. Prince George von oben ist - einigen wir uns auf einfach. Wir suchten den Forg George Park beim Fraser River auf und genossen die Sonne und die ansehnlichere Aussicht in vollen Zuegen.

Connaught Park, Prince George

Eigentlich wollten wir den ganzen heutigen Tag hier verbringen aber da sowohl die Menge der Sonnenstrahlen wie auch damit zusammenhaengend die Temperatur abnahm, entschieden wir uns fuer die Weiterfahrt. Nicht viel und nicht weit, aber etwas mehr als ein Stuendchen lag doch noch drin. Ganz nach dem Motto: Was du heute kannst besorgen, macht dir Morgen keine Sorgen. Wir fuhren bis kurz nach Quesnel auf einen netten Campground.

Der naechste Tag empfing uns mit Sonnenschein, auch wenn die Temperaturen noch etwas kuehl waren. Nach Williams Lake befindet sich ein Canyon, der seit der Gletscherschmelze der Eiszeit vor rund 10'000 Jahren kein Wasser mehr fuehrt. Sehr speziell, eine Wasserschlucht ohne Fluss, dafuer mit Baeumen und Pflanzen. Wir genossen die Aussicht und kochten unser Mittagessen. Kurz nach Mittag stieg das Thermometer auf unglaubliche 28 Grad und die kurzen Hosen erhielten ihren wohlverdienten Einsatz. Das Grinsen auf unseren Gesichtern hatte bestimmt schon kitschige Zuege angenommen.

Chasm Canyon

Unser Dieselmobil schien sich auch wieder einigermassen erholt zu haben. Zumindest schlichen wir nicht mehr mit 65 km/h herum, sondern kriegten zeitweise wieder gute 100 km/h auf den Asphalt gebrannt. Am Abend auf den letzten Kilometer ergongte dann wieder ein Update, der Filter sei zu 80 % voll. Wie bitte? Wo sind denn die 20 % von vor zwei Tagen verloren gegangen?

Wir bezwangen den letzten Pass im Fraser Canyon und besuchten Hells Gate. Ein bisschen eindruecklich war's ja schon, doch mit 16 CAD Eintritt pro Person fuer unser Empfinden ziemlich teuer. Da es schon gegen Abend war, blieben wir nicht allzu lange. In Hope uebernachteten wir dann am selben Ort wie bereits anfangs der Reise. Ein letztes Mal erhielt der billige Grillrost seinen Einsatz und auch die Nacht im Camper geht als Letzte in unsere Kanada-Geschichte ein.

DAS ist ein Pass ;-)

Donnerstag, 7. August 2008

Whitehorse - "Wilderness City" of Canada

Entgegen unserem urspruenglichem Plan fuhren wir nicht mehr den Umweg nach Dawson sondern direkt in Richtung Whitehorse. In Stewart Crossing uebernachteten wir auf demselben Campground. Ihr werdet es kaum glauben: Am Nachmittag stieg das Thermometer auf fast wahnsinnige 22 Grad! Sogar waehrend einer ganzen Stunde! Boah ey!

Wegen des in der Nacht einsetzenden Regens hielten wir es nicht fuer noetig, gleich frueh loszufahren sondern liessen uns einmal mehr so richtig Zeit :). Die Weiterfahrt nach Whitehorse auf dem Alaska Highway war eine sehr eindrueckliche Fahrt. Eine 23 km lange Strecke zeigte uns die Folgen eines Waldbrandes von 1995. Soweit das Auge reichte, sahen wir nur schwarze, duenne Baumstaemme die noch immer in den Himmel ragen.

Hungrig erreichten wir Whitehorse. Zum Kochen zu faul suchten wir ein Restaurant. Nach 3 erfolglosen Versuchen (es war Sonntag...) begnuegten wir uns mit dem Subway. Wenig spaeter trafen wir im Campground erstaunt auf Benu. Wie klein die Welt doch ist!

Es hat nicht geregnet und der Morgen empfaengt uns mit Sonne. Gibt's ja gar nicht! Wir wollten das seltene Wetterglueck nutzen und den Yukon bepaddeln. Kaum beim Vermieter angekommen, begegneten wir Benu, einem anderen Schweizerpaerchen (sind mit dem Fahrrad bereits mehr als 11'000 km unterwegs) sowie auf Moesi und Yvonne. Alle mit dem gleichen Vorhaben, wobei wir uns auf 4 Stunden beschraenkten. Gleich eine mehrtaegige Tour wollten wir nicht starten, zumal uns Zelt, Schlafsaecke etc. fehlen. Der Yukon River fliesst hier mit ca. 10 km/h. Was schnell aussah, fuehlte sich im Kanu auf dem Fluss anders an. Herrlich, so richtig gemuetlich! Beinahe schade, nach 4 Stunden bereits wieder an Land zu gehen.

Der Yukon River

Wir bezogen einen anderen Campground (blechen fuer's Duschen wenn's auch ohne geht nervt) und grillierten unser Abendessen. Kaum den ersten Bissen im Mund, sahen wir sich paarende Moskitos auf dem Tisch und haufenweise Singles, die dauernd um uns herum flogen. Zum Glueck weiss die moderene Chemie Abhilfe.

Auch der naechste Tag startete sonnig. Unsere Laune stieg gleich in ungeahnte Hoehen und wir suchten erneut das Visitorcenter auf. Arno erkundigt sich fuer das Mieten eines ATV und Daniela buchte eine kleine Reittour. Glueck haben wir auch mit einem Masseur. In 2 Tagen lassen wir uns genuesslich durchkneten! Der Ruecken wuerde sich freuen, spaetestens nach dem morgigen Tag.

Den Nachmittag genossen wir mit gemieteten Bikes und fuhren einer als Wanderweg angegebene Route entlang dem Fluss. Nicht schlecht, die Wanderung fuehrt dem Highway entlang. Hier sind auch Fahrradspuren keine Seltenheit. Auf der anderen Flussseite war der Wanderweg dann eher wieder unseren Erwartungen entsprechend. Zu unserer Freude fuehrte der Trail ueber Stock und Stein und zeigte die schoenen Seiten des Mountain Bike fahrens.

Gespannt kriechten wir am naechsten, sonnigen (!) Tag aus den Federn. Fuer Arno gings direkt zum ATV-Vermieter, Daniela verbrachte den Vormittag mit dem Bike und in den Stadtparks bevor sie zum Reiten abgeholt wurde. Und wieder traf sie auf mittlerweile bekannte Gesichter: Benu und das fahrradfahrende Schweizerpaerchen verabschiedeten sich von Whitehorse.

Uf Wiederluege, ihr drei!

Kaum beim ATV-Vermieter angekommen, wurden Helm und Handschuhe gefasst, das ATV auf den Truck geladen und in Richtung Trans Canada Trail gefahren. 5 Minuten ausserhalb der Stadt gibt's erfreulicherweise ein grosses Netz von Wegen; Wanderer, Schneemobile und ATVs teilen sich diese - wobei Wanderer sich besser was anderes suchen sollten. Dieser Teil des TCT war fest in den Haenden der Laermfraktion.

Das Vergnuegen ist gigantisch: Auf Staubpisten laesst sich rasen was die Muehle hergibt (knapp einen Hunderter), durch den Wald steile Rampen emporklettern. Das Motto hier lautet Gas, Gas, Gas und dann kann nicht viel schief gehen. Donuts drehen durfte nicht fehlen und so vergingen die Stunden wie im Flug. Einem Schneemobilweg folgend waren die ersten Berge schnell erklommen, der Schnee nahe und die Temperatur entsprechend kuehl. Drei Bergketten, 20 km und einen steifen Daumen (vom Gasgeben) spaeter bot sich eine wunderschoene Aussicht ueber Berge und Seen. Und das Beste daran: Den ganzen Tag lang nur zwei Nasen zu begegnen und ansonsten mutterseelen allein zu sein. Toll!

Auf dem Rueckweg zum Treffpunkt blieb noch genug Zeit, um die staubige Kehle zu spuehlen. Nun ja, waere geblieben, wenn der einzige Weg in die Stadt nicht eine Schneemobilpiste waere und im Sommer ein riesiges Sumpfloch ist. So ein ATV laesst sich also trotz 4x4 und Gelaendeuntersetzung hervorragend versenken. Verzweifelte Befreiungsversuche spaeter machte sich Arno auf Schusters Rappen auf dem Weg zum Treffpunkt. Unterwegs blieb ein Quaentchen Restglueck erhalten und ein Wanderer sponserte den Mobilfunkanruf an den Vermieter. Dieser kam dann prompt, das mitgebrachte ATV hatte eine Winde und so war die Befreiung meines ATVs nur eine Frage von Minuten. Stichwort Mobiltelefon: Das Netz hier im Norden ist noch von alter Bauweise und so funktionieren unsere europaeischen Hightech-Knochen hier nicht. Seit Edmonton nicht mehr, um genau zu sein.

Waehrenddessen startete auch der Tripp von Daniela. Knappe 15 Autominuten von Whitehorse entfernt liegt die Ranch. Unzaehlige Huskies und Pferde standen umher, in einem Holzgehege waren einige 2 Monate alte Huskies am spielen. Im Winter bietet diese Ranch Dogsledding an. In Lodges werden die Gaeste untergebracht, fuer die harten gibt es ein Camping (bei ca. -40 Grad Celsius). Sogar eine Sauna unter Sternenhimmel gibt's hier! Absolute Ruhe, unbeschmutzter Schnee und viiiiel Natur sind auf sicher.

Vor gut 25 Jahren hat sich der Eigentuemer der Ranch das Land ausgesucht und sich niedergelassen. Einfach so. Da gab es keine Vertraege, er musste nirgends um Erlaubnis fragen. Er tat es einfach - wie alle anderen auch. Erst spaeter wurde dies genauer angepackt und heutzutage ist dies natuerlich nicht mehr moeglich. Ja, er hat sich einen traumhaften Fleck ausgesucht.

Golden Girl zeigte sich mit Daniela sehr geduldig und nach einigen Minuten klappte es bereits sehr gut. Es ging zu viert hoch in die Berge durch sehr schmale Waldwege, ueber Baumstaemme, mitten durch Gestruepp und Wasser. Traben war auf einem steilen Stueck angesagt. Die Pferde kamen arg in's schwitzen. Oben ruhten sie sich ein wenig aus, waehrend die Reiter die wunderschoenen Ausblicke auf See, Fluss, Whitehorse und die unendliche Weite genossen. Kurze Zeit spaeter gings noch ein wenig weiter bergauf, der Guide gab dem Pferd den Befehl zum Traben und da Golden Girl ein paar Meter hinter ihm war, nahm es diese Gelegenheit wahr und fing doch tatsaechlich an zu galoppieren... Hoppla, das war dann doch ein wenig heftig! Aber nach 10 Metern hoerte sie dann auf, Daniela war das ausserst angenehm - sie sass das erste Mal auf einem Pferd.

Golden Girl - Ein Pferd das seinen Namen verdient

Nach diesem Tag waren beide sehr erschoepft und waren froh, in die Better zu kriechen. Der letzte Tag zeigte sich bereits wieder bewoelkt und regnerisch. Ideal fuer Museen und die Massagen. Morgen geht es weiter nach Watson Lake.

Sonntag, 3. August 2008

On the highway to hell...

Puenktlich um 7.30 Uhr (!) droehnte der Motor, wir fuhren gespannt los auf den 736 km langen Dempster Highway nach Inuvik, mit Ziel Eagle Plains (km 369). Das Wetter spielte ueberraschend mit und so freuten wir uns um so mehr, bei Sonnenschein unser Vorhaben zu starten. Das Thermometer stieg zur Abwechslung sogar auf eine zweistellige Zahl an. Juhui! 10 Grad!

Red Creek

Die Schotterpiste verdient ihren Namen. Etliche Loecher und Steine zierten die Strasse, es holperte und polterte. Auweia, gehen vielleicht weitere Geschirrteile in die Brueche? Wir genossen die Aussicht, der Weg fuehrte ueber huegelige Landteile mit schoener Aussicht durch flaches, oedes Land und zwischen Waelder hindurch. Zweifellos abwechslungsreich und sehr malerisch. Das Verkehrsaufkommen ist maessig, gegenueber dem Robert Campbell Highway und dem Liard Highway herrscht allerdings Rushhour.

Staubwolken zeigten uns das entgegenkommende Fahrzeug schon von weitem an (das ist auch noetig, denn es wird mal rechts, mal in der mitte, mal links gefahren - Fluchtwege...). Natuerlich hinterliessen auch wir eine hundert Meter lange Staubwolke hinter uns. Wir hatten wiederum unseren Spass an der Fahrt.

Entfernte Automobile sind gut sichtbar

Fuer die ersten 369 km bis Eagle Plains haben wir bis 17 Uhr gebraucht, Zwischenhalte mit eingerechnet. Uebernachtet haben wir kurz nach Eagle Plains auf einem abgeschiedenen Plaetzchen, denn hier ist Wildcampieren erlaubt. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass sich die Reisenden moeglichst ausruhen koennen um ja nicht uebermuedet das Steuer zu bedienen. Somit sind relativ hauefig Plaetze zu finden, die ein paar wenige Meter vom Highway weg sind. Natuerlich wurden wir gleich von unseren Freunden willkommen geheissen. Moskitos, long time no see! Das Plaetzchen lag hinter einer Schlammgrube, und in weiser Voraussicht (wie sich zeigen sollte) aktivierten wir den AWD und liessen ihn eingeschaltet.

Der naechste Morgen zeigte sich von der ueblen Sorte. Die ganze Nacht hindurch hat es extrem geschuettet, es war eine einzige Schlammschlacht die wir vorfanden. Der AWD kriegte seinen wohlverdienten Einsatz, den Truck aus dem knietiefen Schlammloch hochzukriegen, ohne einen einzigen Meter Vorlauf. Arno hatte die hellste Freude am Spielzeug Auto. Schlamm, rutschen, sliden - YES. Trotzdem ein komisches Gefuehl, mit ca. 4.5 Tonnen Gewicht die Schlammpiste schaukelnd zu durchkaempfen. Etliche Male war "rutschen" eher angebracht als "fahren". Auch von "fliegen" konnte keine Rede mehr sein. Bei jeder Pfuetze wird die Windschutzscheibe vollends gewaschen, das will was heissen, reicht doch der Kuehlergrill Daniela bis zu den Schultern...

Um 10 Uhr erreichten wir den Arctic Circle. Ab hier scheint die Sonne 24 h lang. Eigentlich wollten wir hier ein Photo machen, aber der Regen liess uns leicht davon abhalten. Wir hoffen auf besseres Wetter fuer den Rueckweg.

Auf dem Weg nach Inuvik galt es noch zwei Fluesse zu ueberwinden. Die erste Faehre wartete am anderen Ende des Peel River und wollte nicht so recht zu uns. Wir traffen zwei Motorradfahrer, die hinter uns wartend aufgeschlossen haben. Die zwei waren trotz Griffheizung und Waermeeinlage gut durchgefroren und so boten wir einen Kaffee auf. Wir haetten auch Spaghetti kochen koennen, Zeit genug waere gewesen. Da der Wind das Flusswasser etwas kraeuseln liess, beschloss der Kapitaen der Faehre, diese fuer 2,5 Stunden einfach mal einen Metallhaufen sein zu lassen. Nun ja, man muss flexibel sein. Wetter und Wind beruhigten sich, so dass wir doch noch uebersetzen konnten.

Arnold und Gerd haben unseren Wagen verziert

Hurra! So richtig dreckig!

Gespannt auf bevorstehende Eindruecke erreichten wir Inuvik gegen Abend. Ein netter Campground und besseres Wetter belohnte uns fuer die regnerische Wartezeit bei der Faehre. Die Dame vom Visitorcenter ueberreichte uns den Plan einer vielversprechenden Wanderroute. Kurz nach 22.30 Uhr wanderten wir also los, bei schoenstem Sonnenschein. Die Wanderung entpuppte sich jedoch als voelliger Witz. Diese wurde im 2005 geschrieben und damals waren die Buesche wohl weniger hoch. Links ist jetzt der See XY zu erkennen, rueckwaerts belohnt ein herrlicher Ausblick auf Inuvik und das Mackenziedelta den Aufstieg. Nun, der Weg war sumpfig, links, rechts, vor und hinter uns Buesche. Ausser den Wegpfosten war nicht viel zu sehen. Trotzdem liessen wir uns nicht abhalten und wanderten der Route weiterhin entlang. Ein klein wenig war jetzt sogar Inuvik zu sehen. Ein wenig enttauescht kehrten wir zurueck und staunten nicht schlecht, um 2 Uhr morgens der Daemmerstimmung in zum Campground zurueckzukehren. Die Sonne konnte lediglich wegen der Wolken nicht die volle Pracht zeigen. Waeren die Wolken nicht dagewesen, haette es die ganze Nacht hindruch Sonnenschein pur gegeben.
"So, Kinder, ab ins Bett, es ist dunkel draussen". Eltern duerften es schwierig haben, hier den Urlaub mit ihren Kindern zu verbringen ;-)

Inuvik um zwei Uhr morgens

Den Tag nach der Wanderung wurde erstmal mit ausschlafen verbracht. So wurde es wiederum ziemlich spaet bis wir uns in Inuvik umsehen konnten. Das Leben hier ist recht teuer, muss doch alles eingeflogen werden. Zum Beispiel Milch: 4 Liter kosten 10 CAD, mehr als doppelt so viel wie in den Staedten. Eigentlich wollten wir heute eine Kanutour in Angriff nehmen, davon wurde uns allerdings wegen des starken Windes abgeraten . Wir genossen den Nachmittag und goennten uns ein leckeres Abendessen.

Wir haetten gerne einen Ausflug nach Tuktoyaktuk unternommen, aber erstens ist der ziemlich teuer und zweitens nur per Kleinflugzeug machbar. Wir beschlossen, im Winter wieder zu kommen. Nordlichter, Natur pur, Hundeschlitten und Schneemobile versprechen einiges. Im Winter sind viel mehr Strassen offen und so koennen wir den Weg nach Tuk selber in Angriff nehmen. Wird wohl auch dem Magen von Arno besser gerecht werden als schaukelnde Kleinflugzeuge.

Das naechste Erwachen in Inuvik war zugleich unser Letztes. Es regnete und da sich die moeglichen Aktivitaeten bei Regen an keinem Finger abzaehlen liessen, beschlossen wir gegen Mittag den Aufbruch. Wir bereiteten uns vor und da zeigte sich ploetzlich die Sonne. Wir erhoehten den Koffeinpegel im Strassencafe. Strassencafe ist vielleicht uebertrieben, aber wir konnten im T-Shirt draussen sitzen und Kaffee trinken. Danach brachen wir auf in Richtung Eagle Plains.

Sind wir schon da? Sind wir schon da? Sind wir schon da?

Ein Arm des Mackenzie River, kurz nach Inuvik

Die Rueckfahrt auf den Dempster am Nachmittag gestaltete sich weit weniger problematischer als der Hinweg. Von Inuvik aus waren die ersten 120 km Flugpiste, die Faehren fuhren zuverlaessig und eine beherzte Fahrweise lies einheimische Automobilisten Staub schlucken.

Herrliche Staubschleuderpiste

Auf der Faehre kriegten wir einen Prospekt des Midway Lake Music Festivals in die Hand gedrueckt und wir beschlossen, dort einen Halt einzuschalten. Der See ist huebsch gelegen, die Buehne stand schon und der Laermpegel liess schon nach kurzer Zeit keine Zweifel mehr aufkommen, wo der Bartel den Most herholt. Eine handvoll Weisse waren auszumachen, worunter wir lediglich uns zwei in die Sparte "Touristen" legen wuerden. Eine Teenieband rockte vor sich hin, es waren sehr wenig Leute anwesend, aber das Festival dauert noch bis zum Montag. Hier halten die Leute wirklich zusammen, die meisten campieren in Holzhuetten waehrend der ganzen Zeit und helfen einander. Dies wiederspiegelte auch die Predigt einer Eskimofrau.

Unser Camper auf der Grenze zwischen dem Yukon und den NWT

Gegen 22 Uhr beschlossen wir noch ein wenig der Abendsonne entgegenzufahren. Wir uebernachteten am gleichen Platz wie auf dem Hinweg und hoerten gegen 24 Uhr den Regentropfen zu, die an unser Dach klopften und das Einschlafen zusaetzlich zur Helligkeit erschwerten. Auch nach fast einer Woche in heller Nacht haben wir uns noch nicht daran gewoehnt. Es geht zwar einfacher einzuschlafen, aber mitten in der Nacht auzuwachen kann gefaehrlich sein. Um 5 Uhr morgens ist es bereits so hell, dass an ein erholsames Nickerchen nicht mehr zu denken ist.

Der letzte Teil des Dempsters empfing uns mit Sonnenschein, welche Freude! Unterwegs trafen wir wiederum auf die 2 Motorradfahrer aus Calgary. Lustig, die Vehikel sahen wir zwar auf dem Parkplatz von Eagle Plains stehen - wir waren allerdings ueberzeugt, dass das nicht deren Maschinen seien. Die waren ploetzlich so sauber und sahen total anders aus.