Mittwoch, 13. August 2008

Back to "The Best Place on Earth"

Erst kurz nach Mittag wurde der Motor richtig warm - wir besuchten noch ein letztes Museum in Whitehorse. Dies hat sich ueberaus gelohnt, unter anderem waren Mammuts in voller Groesse zu sehen. Sehr eindruecklich, gegen diese riesigen Dinger von Knochen wirken diejenigen der Grizzlybaeren wie duenne Hoelzer.

In Teslin machten wir einen Zwischenhalt - mit Zwischenfall. Daniela hat den Tritt aus dem Camper nicht ganz geschafft und sich Schmerzen von dem happigem Sturz zugezogen. Sitzen und Gehen sind keine gute Ideen mehr. Wir mussten ziemlich lachen, es sah einfach zu komisch aus. Gegen Abend erreichten wir dann Watson Lake und uebernachteten auch gleich dort.

Wie ja mittlerweile unfehlbar zu erkennen ist, schaffen wir das Frueh-Los-Fahren eher selten. Auch an diesem Morgen... Knappe 2 Stunden spaeter als geplant rumpelten wir ueber den Cassier Highway in Richtung British Columbia, The best place on earth. Unterwegs sahen wir auch Fussgaenger - ahem, Pfotengaenger auf dem Highway! Ein Schwarzbaer zeigte sich fuer ein paar Meter am Rande des Waldes. Kurz darauf verlangte unser Untersatz wieder einmal nach Aufmerksamkeit. Der Warngong erklang und zeigte an, dass der Partikelfilter zu 100 % voll sei. Gemaess Anweisung regeneriert sich dies automatisch, sofern waehrend ca. 45 Minuten mit Highwaybedingungen gefahren wird. Haben wir auch gemacht, halt so wie es die Strassenzustaende ueberhaupt zuliessen. Fuer kurze Zeit zeigte die Anzeige gar nur 80 % an, so fuhren wie also guten Mutes weiter. Der Bordcomputer meldete spaeter ploetzlich System OK. Komisch, aber um so besser, dachten wir. Zu frueh gefreut - nach ca. 30 Minuten hupte es erneut und da wurden wir richtig sauer: Exhaust filter full, Power reduced, see Dealer. Zu Deutsch: Partikelfilter ist voll, Motorleistung reduziert, Haendler aufsuchen. In einem Hinweisschild auf der Sonnenblende stand sogar, dass unverzueglicher Service noetig ist, oder Auspuffsystem und/oder Motor wuerden Schaden nehmen.

Die reduzierte Motorleistung war leider ernst gemeint. Von mehr als 300 PS auf gefuehlte 120 Pferde bewegte sich unser Gefaehrt nur noch schleppend voran. Wir fuhren nicht mehr 100 km/h, sondern nur noch 80 km/h. Hm, auch bei Vollgas geht da nicht mehr so wirklich viel. Bergauf aechzt die Karre mit 60 km/h, mit Vollgas hoechstens 65 km/h. Toll! Wir fuhren weiter zum naechsten Ort (ca. 50 km entfernt) um zu telefonieren (Mobilnetz gibt's hier immer noch nicht). Fraserway klaerte ab, ob uns jemand abschleppen muss oder wie auch immer dies weitergehen soll. Diese Karre muss noch 1600 km aushalten bis Vancouver! Ziemlich genervt warteten wir eine halbe Stunde bevor wir Weiteres wussten. Immerhin kriegten wir oranges Licht, das heisst, wir duerfen weiterfahren, aber wurden angehalten, nicht in einem Kaff zu uebernachten, sondern die etwas groesseren Ortschaften entlang der Hauptverkehrsachsen anzupeilen. Dies aus dem einfachen Grunde, dass sicher ein Telefon zur Verfuegung steht wenn wirklich nichts mehr geht.

Wir fuhren weiter zur Bell II Lodge und genossen den toll eingerichteten Campground. Sogar eine Sauna war inbegriffen. Faltige Damen die rauchend im Whirlpool sassen ebenso. Ignorance is bliss. (Gluecklich sind die Unwissenden). Todmuede erholten wir uns und fielen in einen BICO-Schlaf.

Dodge-Diesel-Zicken hin oder hinueber: So einfach liessen wir unsere Plaene nicht auf den Kopf stellen und fuhren am naechsten Tag weiter nach Stewart und Hyder. Dies ist eine wunderschoen gelegene 100 km Sackgasse. Die Strasse passiert den Bear Glacier ehe der Bergwerksort Stewart erreicht wird. Nur 2,5 km weiter liegt Hyder. Fuer kurze Zeit betraten wir Alaska-Territorium! Der offene Zoll sah ziemlich verlassen aus, auch die ersten Behausungen werden ihrem Namen nicht mehr ganz gerecht. Ein Gartenhaus sieht schicker aus. (Hey, that rhymes ;)

Dafuer ist die Natur um Hyder umso schoener. Bevor wir den Campground bezogen, fuhren wir zum Salmon Glacier empor. Eine Staubpiste fuehrt waehrend 37 km der einzigartigen Gletscherlandschaft entlang, so nahe, dass man ohne Fernglas die Gletscherspalten sehen konnte. Ein wunderschoenes Eisblau bedeckt den Gletscher - Genuss pur! Hinzu kommt der Nervenkitzel einer zuegigen Alpenpassstrassenfahrt ohne Leitplanken auf ungeteertem Untergrund gepaart mit einem leistungsreduzierten Truck mit 2 Tonnen Ladung und der Kurvendynamik eines texanischen Longhorns auf Rollschuhen. Abenteuerer, was willst du mehr? Das i-Tuepfelchen waere ein zu durchquerender Sumpf gewesen. Schade.

Salmon Glacier

Vom Hunger geplagt wollten wir ein Restaurant aufsuchen, die naechste Gelegenheit lag jedoch wieder im Nachbarland. Zu unserem Erstaunen nehmen es die Kanadier hier extrem genau. Die Fragen die uns der Zollbeamte stellte, sind genauso tiefgruendig wie die seines Kollegen am Flughafen. Er begnuegte sich jedoch mit der Antwort, dass wir morgen die Paesse zeigen wuerden, da diese im Camper verstaut waren. So fuhren wir nach Stewart um ein leckeres Abendessen zu geniessen, ehe wir wieder in Alaska in einem einfachen Campground uebernachteten.

Der naechste Tag geht als Rekordfruehaufstehtag in die Geschichte ein. Puenktlich um 6 Uhr fuhren wir los zum Fish Creek, um Baeren beim Lachsfangen zu beobachten. Hier sollte es 800-1000 Lachse geben, die den Baeren als Fruehstuecksbuffet dienen... Sollte! Bilanz: 1 gelangweilter Schwarzbaer und etwa 1 Dutzend muede Lachse. Eine Stunde spaeter zogen wir ein wenig enttaeuscht weiter. Die Erklaerung der Parkleute, sie wuessten selber nicht, weshalb nicht mehr Lachse da seien war nur ein schwacher Trost. Im Uebrigen waren etliche andere Leute da, die ebenfalls Tiere beobachten wollten - und natuerlich fotografieren. Einige trugen gar waldfarbengemusterte Jacken und hatten getarnte Fotoapparate (inkl. getarntem Stativ) dabei. Trotzdem scheinen die noch nicht viel gelernt zu haben. Es wurde lauthals gequatscht um die noch moeglichen Baeren ja zu vertreiben.

Morgenstimmung beim Bear Glacier, oestlich von Stewart

Unterwegs nach Prince George kauften wir in Hazelton frische Fruechte vom Okanagan Valley. Eine frische und saftende Angelegenheit. Der Austausch mit der Marktfrau war interessant und gab uns weitere Informationen ueber das Leben der Kanadier. Ein paar Ortschaften weiter lag Smithers. Total huebsch hergerichtet, relativ gross fuer ein Dorf und doch nicht eine Stadt. Erst gegen Abend erreichten wir dann Prince George. Wir haben endlich wieder Mobilnetzempfang und sehen uns somit wieder als in der Zivilisation angelangt.

Trotz genuegend Schlaf sind wir am naechsten Morgen immer noch ziemlich kaputt. So freuen wir uns um so mehr ueber einen Tag in Prince George. Wir besuchten den als herrlichen Aussichtspunkt ueber die Stadt angegebenen Connaught Park. Nun, der Park an sich ist wirklich schoen. Aber ueber die Aussicht laesst sich streiten. Prince George von oben ist - einigen wir uns auf einfach. Wir suchten den Forg George Park beim Fraser River auf und genossen die Sonne und die ansehnlichere Aussicht in vollen Zuegen.

Connaught Park, Prince George

Eigentlich wollten wir den ganzen heutigen Tag hier verbringen aber da sowohl die Menge der Sonnenstrahlen wie auch damit zusammenhaengend die Temperatur abnahm, entschieden wir uns fuer die Weiterfahrt. Nicht viel und nicht weit, aber etwas mehr als ein Stuendchen lag doch noch drin. Ganz nach dem Motto: Was du heute kannst besorgen, macht dir Morgen keine Sorgen. Wir fuhren bis kurz nach Quesnel auf einen netten Campground.

Der naechste Tag empfing uns mit Sonnenschein, auch wenn die Temperaturen noch etwas kuehl waren. Nach Williams Lake befindet sich ein Canyon, der seit der Gletscherschmelze der Eiszeit vor rund 10'000 Jahren kein Wasser mehr fuehrt. Sehr speziell, eine Wasserschlucht ohne Fluss, dafuer mit Baeumen und Pflanzen. Wir genossen die Aussicht und kochten unser Mittagessen. Kurz nach Mittag stieg das Thermometer auf unglaubliche 28 Grad und die kurzen Hosen erhielten ihren wohlverdienten Einsatz. Das Grinsen auf unseren Gesichtern hatte bestimmt schon kitschige Zuege angenommen.

Chasm Canyon

Unser Dieselmobil schien sich auch wieder einigermassen erholt zu haben. Zumindest schlichen wir nicht mehr mit 65 km/h herum, sondern kriegten zeitweise wieder gute 100 km/h auf den Asphalt gebrannt. Am Abend auf den letzten Kilometer ergongte dann wieder ein Update, der Filter sei zu 80 % voll. Wie bitte? Wo sind denn die 20 % von vor zwei Tagen verloren gegangen?

Wir bezwangen den letzten Pass im Fraser Canyon und besuchten Hells Gate. Ein bisschen eindruecklich war's ja schon, doch mit 16 CAD Eintritt pro Person fuer unser Empfinden ziemlich teuer. Da es schon gegen Abend war, blieben wir nicht allzu lange. In Hope uebernachteten wir dann am selben Ort wie bereits anfangs der Reise. Ein letztes Mal erhielt der billige Grillrost seinen Einsatz und auch die Nacht im Camper geht als Letzte in unsere Kanada-Geschichte ein.

DAS ist ein Pass ;-)

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