Sonntag, 3. August 2008

On the highway to hell...

Puenktlich um 7.30 Uhr (!) droehnte der Motor, wir fuhren gespannt los auf den 736 km langen Dempster Highway nach Inuvik, mit Ziel Eagle Plains (km 369). Das Wetter spielte ueberraschend mit und so freuten wir uns um so mehr, bei Sonnenschein unser Vorhaben zu starten. Das Thermometer stieg zur Abwechslung sogar auf eine zweistellige Zahl an. Juhui! 10 Grad!

Red Creek

Die Schotterpiste verdient ihren Namen. Etliche Loecher und Steine zierten die Strasse, es holperte und polterte. Auweia, gehen vielleicht weitere Geschirrteile in die Brueche? Wir genossen die Aussicht, der Weg fuehrte ueber huegelige Landteile mit schoener Aussicht durch flaches, oedes Land und zwischen Waelder hindurch. Zweifellos abwechslungsreich und sehr malerisch. Das Verkehrsaufkommen ist maessig, gegenueber dem Robert Campbell Highway und dem Liard Highway herrscht allerdings Rushhour.

Staubwolken zeigten uns das entgegenkommende Fahrzeug schon von weitem an (das ist auch noetig, denn es wird mal rechts, mal in der mitte, mal links gefahren - Fluchtwege...). Natuerlich hinterliessen auch wir eine hundert Meter lange Staubwolke hinter uns. Wir hatten wiederum unseren Spass an der Fahrt.

Entfernte Automobile sind gut sichtbar

Fuer die ersten 369 km bis Eagle Plains haben wir bis 17 Uhr gebraucht, Zwischenhalte mit eingerechnet. Uebernachtet haben wir kurz nach Eagle Plains auf einem abgeschiedenen Plaetzchen, denn hier ist Wildcampieren erlaubt. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass sich die Reisenden moeglichst ausruhen koennen um ja nicht uebermuedet das Steuer zu bedienen. Somit sind relativ hauefig Plaetze zu finden, die ein paar wenige Meter vom Highway weg sind. Natuerlich wurden wir gleich von unseren Freunden willkommen geheissen. Moskitos, long time no see! Das Plaetzchen lag hinter einer Schlammgrube, und in weiser Voraussicht (wie sich zeigen sollte) aktivierten wir den AWD und liessen ihn eingeschaltet.

Der naechste Morgen zeigte sich von der ueblen Sorte. Die ganze Nacht hindurch hat es extrem geschuettet, es war eine einzige Schlammschlacht die wir vorfanden. Der AWD kriegte seinen wohlverdienten Einsatz, den Truck aus dem knietiefen Schlammloch hochzukriegen, ohne einen einzigen Meter Vorlauf. Arno hatte die hellste Freude am Spielzeug Auto. Schlamm, rutschen, sliden - YES. Trotzdem ein komisches Gefuehl, mit ca. 4.5 Tonnen Gewicht die Schlammpiste schaukelnd zu durchkaempfen. Etliche Male war "rutschen" eher angebracht als "fahren". Auch von "fliegen" konnte keine Rede mehr sein. Bei jeder Pfuetze wird die Windschutzscheibe vollends gewaschen, das will was heissen, reicht doch der Kuehlergrill Daniela bis zu den Schultern...

Um 10 Uhr erreichten wir den Arctic Circle. Ab hier scheint die Sonne 24 h lang. Eigentlich wollten wir hier ein Photo machen, aber der Regen liess uns leicht davon abhalten. Wir hoffen auf besseres Wetter fuer den Rueckweg.

Auf dem Weg nach Inuvik galt es noch zwei Fluesse zu ueberwinden. Die erste Faehre wartete am anderen Ende des Peel River und wollte nicht so recht zu uns. Wir traffen zwei Motorradfahrer, die hinter uns wartend aufgeschlossen haben. Die zwei waren trotz Griffheizung und Waermeeinlage gut durchgefroren und so boten wir einen Kaffee auf. Wir haetten auch Spaghetti kochen koennen, Zeit genug waere gewesen. Da der Wind das Flusswasser etwas kraeuseln liess, beschloss der Kapitaen der Faehre, diese fuer 2,5 Stunden einfach mal einen Metallhaufen sein zu lassen. Nun ja, man muss flexibel sein. Wetter und Wind beruhigten sich, so dass wir doch noch uebersetzen konnten.

Arnold und Gerd haben unseren Wagen verziert

Hurra! So richtig dreckig!

Gespannt auf bevorstehende Eindruecke erreichten wir Inuvik gegen Abend. Ein netter Campground und besseres Wetter belohnte uns fuer die regnerische Wartezeit bei der Faehre. Die Dame vom Visitorcenter ueberreichte uns den Plan einer vielversprechenden Wanderroute. Kurz nach 22.30 Uhr wanderten wir also los, bei schoenstem Sonnenschein. Die Wanderung entpuppte sich jedoch als voelliger Witz. Diese wurde im 2005 geschrieben und damals waren die Buesche wohl weniger hoch. Links ist jetzt der See XY zu erkennen, rueckwaerts belohnt ein herrlicher Ausblick auf Inuvik und das Mackenziedelta den Aufstieg. Nun, der Weg war sumpfig, links, rechts, vor und hinter uns Buesche. Ausser den Wegpfosten war nicht viel zu sehen. Trotzdem liessen wir uns nicht abhalten und wanderten der Route weiterhin entlang. Ein klein wenig war jetzt sogar Inuvik zu sehen. Ein wenig enttauescht kehrten wir zurueck und staunten nicht schlecht, um 2 Uhr morgens der Daemmerstimmung in zum Campground zurueckzukehren. Die Sonne konnte lediglich wegen der Wolken nicht die volle Pracht zeigen. Waeren die Wolken nicht dagewesen, haette es die ganze Nacht hindruch Sonnenschein pur gegeben.
"So, Kinder, ab ins Bett, es ist dunkel draussen". Eltern duerften es schwierig haben, hier den Urlaub mit ihren Kindern zu verbringen ;-)

Inuvik um zwei Uhr morgens

Den Tag nach der Wanderung wurde erstmal mit ausschlafen verbracht. So wurde es wiederum ziemlich spaet bis wir uns in Inuvik umsehen konnten. Das Leben hier ist recht teuer, muss doch alles eingeflogen werden. Zum Beispiel Milch: 4 Liter kosten 10 CAD, mehr als doppelt so viel wie in den Staedten. Eigentlich wollten wir heute eine Kanutour in Angriff nehmen, davon wurde uns allerdings wegen des starken Windes abgeraten . Wir genossen den Nachmittag und goennten uns ein leckeres Abendessen.

Wir haetten gerne einen Ausflug nach Tuktoyaktuk unternommen, aber erstens ist der ziemlich teuer und zweitens nur per Kleinflugzeug machbar. Wir beschlossen, im Winter wieder zu kommen. Nordlichter, Natur pur, Hundeschlitten und Schneemobile versprechen einiges. Im Winter sind viel mehr Strassen offen und so koennen wir den Weg nach Tuk selber in Angriff nehmen. Wird wohl auch dem Magen von Arno besser gerecht werden als schaukelnde Kleinflugzeuge.

Das naechste Erwachen in Inuvik war zugleich unser Letztes. Es regnete und da sich die moeglichen Aktivitaeten bei Regen an keinem Finger abzaehlen liessen, beschlossen wir gegen Mittag den Aufbruch. Wir bereiteten uns vor und da zeigte sich ploetzlich die Sonne. Wir erhoehten den Koffeinpegel im Strassencafe. Strassencafe ist vielleicht uebertrieben, aber wir konnten im T-Shirt draussen sitzen und Kaffee trinken. Danach brachen wir auf in Richtung Eagle Plains.

Sind wir schon da? Sind wir schon da? Sind wir schon da?

Ein Arm des Mackenzie River, kurz nach Inuvik

Die Rueckfahrt auf den Dempster am Nachmittag gestaltete sich weit weniger problematischer als der Hinweg. Von Inuvik aus waren die ersten 120 km Flugpiste, die Faehren fuhren zuverlaessig und eine beherzte Fahrweise lies einheimische Automobilisten Staub schlucken.

Herrliche Staubschleuderpiste

Auf der Faehre kriegten wir einen Prospekt des Midway Lake Music Festivals in die Hand gedrueckt und wir beschlossen, dort einen Halt einzuschalten. Der See ist huebsch gelegen, die Buehne stand schon und der Laermpegel liess schon nach kurzer Zeit keine Zweifel mehr aufkommen, wo der Bartel den Most herholt. Eine handvoll Weisse waren auszumachen, worunter wir lediglich uns zwei in die Sparte "Touristen" legen wuerden. Eine Teenieband rockte vor sich hin, es waren sehr wenig Leute anwesend, aber das Festival dauert noch bis zum Montag. Hier halten die Leute wirklich zusammen, die meisten campieren in Holzhuetten waehrend der ganzen Zeit und helfen einander. Dies wiederspiegelte auch die Predigt einer Eskimofrau.

Unser Camper auf der Grenze zwischen dem Yukon und den NWT

Gegen 22 Uhr beschlossen wir noch ein wenig der Abendsonne entgegenzufahren. Wir uebernachteten am gleichen Platz wie auf dem Hinweg und hoerten gegen 24 Uhr den Regentropfen zu, die an unser Dach klopften und das Einschlafen zusaetzlich zur Helligkeit erschwerten. Auch nach fast einer Woche in heller Nacht haben wir uns noch nicht daran gewoehnt. Es geht zwar einfacher einzuschlafen, aber mitten in der Nacht auzuwachen kann gefaehrlich sein. Um 5 Uhr morgens ist es bereits so hell, dass an ein erholsames Nickerchen nicht mehr zu denken ist.

Der letzte Teil des Dempsters empfing uns mit Sonnenschein, welche Freude! Unterwegs trafen wir wiederum auf die 2 Motorradfahrer aus Calgary. Lustig, die Vehikel sahen wir zwar auf dem Parkplatz von Eagle Plains stehen - wir waren allerdings ueberzeugt, dass das nicht deren Maschinen seien. Die waren ploetzlich so sauber und sahen total anders aus.

1 Kommentar:

Didi hat gesagt…

ich kenn' da ein gutes rezept, um jede nacht knappe 12 stunden durchzupennen, auch wenn draussen die sonne scheint, alarmanlagen huupen, hunde bellen oder der typ im nachbarzimmer schnarcht. einmal dürft ihr raten...