Dienstag, 15. Juli 2008

Jasper. Wonderful. By Nature.

Die Uebernachtung im Johnston Canyon Campground war ueberaus angenehm und problemlos. Wir kamen etwas spaeter an und durch die Naesse ersparten wir uns ein Feuerchen. Stattdessen wurde die Heizung der Campingeinheit das erste Mal getestet - erfolgreich.

Fuer den Freitag erwies sich der kanadische Wetterbericht als erstaunlich zuverlaessig. Sonnig, mit wenigen Wolken und rund 17 Grad kuehl. Am Morgen war davon aber noch nicht viel zu spuehren, nur dank der zuvor getesteten Heizung konnten wir die draussen herrschenden 5 Grad etwas egalisieren.

Der Johnston Canyon war umweit des Campgrounds. Wir wollten nicht bloss die Wasserfaelle besuchen, sondern den Weg bis zu den "Inkpots" bewandern. Diesen Tipp hatte uns Mike (der Fernglasverkaeufer in Calgary und selber Fotograf) gegeben. Es hatte ziemlich viele Leute unterwegs und wir brauchten fuer die insgesamt 12 Kilometer den ganzen Nachmittag. Wir leisteten einer aelteren Dame erste Hilfe, die ausgerutscht war. Sie konnte wegen ihrem deformierten Knoechel nicht mehr aufstehen, so stabilisierten wir mit improvisierten Mitteln und blieben die 2 Stunden bis zum Abtransport bei ihr. Danach konnten wir uns wieder unserer Wanderung widmen.

Johnston Creek

Schmunzeln mussten wir ueber den Kommentar eines Ehepaares aus New York: "Wow, wir sind so stolz, haben wir es nach oben zu den Upper Falls geschafft." Wir entgegneten dass wir nach ganz oben zu den Inkpots wollten. Da schaute sie uns beinahe entgeistert an: "Was, ihr wollt weiter? Das sind nochmals 1,5 Stunden!" Sie fragte, ob wir Wasser dabei haetten, worauf ihr Mann sagte: Schatz, das sind Profis, wir sind Stadtmenschen. ("Honey, they're professionals, we are city people.")

Vorbei an den praechtigen Upper Falls ging es weiter nach oben auf einem schoenen Wanderweg zu den Inkpots. Dabei konnten wir wieder ein Deer beobachten. Sogar aus sehr kurzer Distanz! Zu den Inkpots: Das sind farbenpraechtige, 1-2 m tiefe, kleine Seen, die vom Seegrund aus gespiesen werden und zurueck in den Johnston Creek fliessen. Ein sehr idyllisches Plaetzchen. Erstaunt waren wir ueber die Bemerkung zur Wanderung. Fuer unsere Verhaeltnisse eine kleine, leichte Wanderung ist sie hier als anstrengendere, eher fuer geuebte Wanderer bezeichnet... So waren wir gottlob auch nicht von lauter Leuten umgeben. Wir koennen dir nachfuehlen, Didi: Menschen koennen einem wirklich auf den Sack gehen...

Zwei der Inkpots

Muede aber erfuellt fuhren wir in Richtung Lake Louise und freuten uns riesig ueber den Baer der vor uns ueber die Strasse trottete. Endlich, ein Baer! Ein grosser, richtiger Baer und das ohne Fernglas! Angekommen in Lake Louise suchten wir nach einem Camping Platz. Die waren alle ausgebucht, wir hatten nicht bedenkt, dass Wochenende war. So stellten wir den Truck auf einem mit Overflow vermerkten Parkplatz ab. Das sind Plaetze die vereinzelt zur Verfuegung gestellt werden, wenn saemtliche Camping Plaetze fuer RVs ausgebucht sind. Cool, gratis uebernachten!

Ein Wort noch zu den RVs: RV steht fuer Recreational vehicle ("Erholungsfahrzeug") und meint Wohnwagen. Unser Truckcamper geht auch unter RV aber eigentlich ist ein RV ein riesiger Lastwagen, an dem meistens ein kleiner Kompaktwagen (z.B. GMC Yukon XL) als Zweitfahrzeug dranhaengt. Das ist ein RV.

Am naechsten Tag beschlossen wir uns den Lake Louise und den Moraine Lake anzusehen. Wiederum waren diese Sehenswuerdigkeiten voll von Touristen. Lange hielten wir es nicht aus. Es war total ueberfuellt. Zum Glueck haben wir im 2003 diese Seen bereits gesehen und so sind wir kurz danach zum Campground in Lake Louise zurueckgekehrt und spaziertem dem idyllischen Bow River entlang. Bis auf zwei Biker waren wir alleine. Wieder im Campground freuten wir uns riesig auf ein Feuer und ein leckeres Steak. Herrlich! Spaeter am Abend trafen wir auf ein Deutsches Paar, das vor einigen Jahren ausgewandert ist und uns eingeladen hat, bei ihnen suedlich von Edmonton vorbeizuschauen. Leider liegt es nicht auf unserem Weg.












Lake Louise (links) und Moraine Lake

Am Sonntag ging die Fahrt in Richtung Jasper los. Die erste Station war das grossumschwaermte Columbia Icefield. Angesichts des Preises und der Menschenmasse haben wir uns entschieden, nicht mit den Spezialtrucks auf den Gletscher zu fahren, sondern bis zur Gletscherzunge zu gehen. Mit dem Fernglas konnten wir eine ganze Menge sehen. Ist sehr eindruecklich, stimmt aber ehrlich gesagt auch nachdenklich. Ueberall sind Pfeiler angebracht mit den Jahreszahlen bis wohin der Gletscher reichte. Nur schon in den letzten zwanzig Jahren ist der Rueckzug gewaltig.

Da es mittlerweile zu regnen begonnen hatte machten wir uns auf den Weiterweg. Die Columbia Icefields sind etwa auf halbem Weg zwischen Banff und Jasper und wir wollten in die Naehe von Jasper gelangen. Bei den Athabasca Falls mussten wir aber einen Halt einlegen. Und einmal mehr staunten wir, wie das Wasser sich ueber Jahrtausende einen bzw. mehrere Wege durch Felsen gefressen hat.

Der Athabasca River zu Beginn der Schlucht...

Der Athabasca River ist eigentlich recht breit und fliesst gemuetlich gen Norden. Aber an dieser Stelle muss er sich mit wenig Platz begnuegen und tost in eine schmale Schlucht um dahinter wieder seine urspruengliche Breite anzunehmen. Wunderschoenes Szenario.

... und nach der Schlucht (zur rechten)

An dieser Stelle haben wir einen Nebenweg eingeschlagen. Anstelle des Highways 93 direkt nach Jasper zu nehmen, bogen wir auf den 93A ein. Ein alte Strasse, einspurig in beide Richtungen und der Belag zeigt Abnuetzungserscheinungen. Wenig Verkehr und gemuetliches Tempo fuer die Besichtigung der Gegend ist die Belohnung dafuer. Wir entschieden uns, im Wabasso Campground unsere Nacht zu verbringen und konnten gerade noch zu Abend essen, bevor der Himmel zu weinen began. Die Nacht waren wir auch ziemlich viel wach, erstaunlich, wie viel Laerm durch auf Plastik auftreffende Regentropfen entstehen kann.

Wir fuhren nach Jasper und traffen bei der Jasper Tramway Station auf ein Schweizer Paerchen - und eine Schlange. Die Schlange hiess, ein wenig mehr als eine Stunde warten und die netten Basler empfahlen uns einen Ausflug zum Mount Edith Cavell. Wir machten uns auf die bisher holprigsten 14 km unserer Reise und folgten dann dem Wanderweg. Der Angel Glacier ist anzutreffen, zumindest sieht man noch eine Zunge vom Berg haengen, der Rest entzieht sich der Blicke der Besucher. Ein Teil des Gletschers ist jedoch zusammen mit dem Gletschersee zurueckgeblieben und bietet eine sehr schoene Sicht. Wiederum ist der Rueckzug des Gletschers eindruecklich aufgezeichnet.

Der Gletschersee des Angel Glaciers, Eisschollen inklusive

Sowie das harte Eis im See langsam dahinschmolz, zeigte sich auf unserer holprigen Rueckfahrt ein anderes Material von seiner weichen Seite: Chromstahl. Die Campereinheit wird von vier Ketten am Truck gehalten. An jeder Kette sind vier Stahlhaken, einer jeweils an der Campereinheit, der andere an der Kette. Verbunden sind sie mit einer Spannvorrichtung. So, und bei den beiden hinteren Ketten haben drei Haken beschlossen, kuenftig nicht mehr krumm sein zu wollen, sondern beinahe gerade. Geklapper und Kettengerassel war die Folge, die Haken loesten sich und die Ketten baumelten so nutzlos herunter wie ein eben erhaengter Gringo vom Baum.

So herunterzufahren empfiehlt sich nicht, weshalb die Haken wieder mit Hilfe von Steinen benutzbar gemacht wurden. Sitzt, passt und hat Luft - fand auch der Mechaniker in Jasper der das kontrollierte und meinte, es sei alles in Ordnung. Aha. Wir werden uns auf jeden Fall mit Ersatzhaken ausruesten, schliesslich erwarten uns mehr als 1500 km Schotterpiste.

Wir machten uns trotz den unguenstigen Vorzeichen auf den Weg zum Maligne Lake, vorbei am Medicine Lake. Die malerische Strasse entlang dem Maligne River fuehrt in knapp 50 km zum See und ist bekannt fuer viele Tiere - "egal zu welcher Tageszeit man durchfahre, man begegne Wildtieren". So waren wir ziemlich gespannt, hielten den Fotoapparat bereit und konzentrierten uns auf alles was sich bewegte. Und das war - nichts. Es schien, als haetten die Tiere das gespuert.

Maligne River

Am Ende der Strasse liegt der Maligne Lake - ein grossartiges Ausflugsziel. Die als spektakulaere Bildkulisse verheisste Spirit Insel liegt 14 km vom Ufer entfernt und ist nur per Boot, Kanu oder schwimmend zu erreichen. Der Versuch, mit dem Kanu dahin zu paddeln, waere ziemlich anspruchsvoll. Das letzte Schiff hatte bereits abgelegt und so haben wir uns mit den Fotos begnuegt. Die Fahrt mit dem Ausflugsboot wird ohnehin zu einem Wucherpreis angeboten. Die 90 minuetige Fahrt kostet 47 CAD pro Person.

Maligne Lake

Wir kehrten ziemlich spaet zurueck in den Campground. Das Wetter fuer die naechsten Tage verheisst nichts Gutes, so beschlossen wir, gleich heute nach Edmonton weiter zu reisen.

1 Kommentar:

Didi hat gesagt…

Tja, leider sind wir auch Teil dieser Touris, die uns auf den Sack gehen. Aber zum Glück kann man noch aussuchen, wann und wohin man reisen will, vor allem als "Profis" ;-)

Übrigens: geile Fotos. Dieses Gebiet würde mir auch gefallen...