Donnerstag, 24. Juli 2008

Yukon - Larger than life

Hurra! Geschafft! Wir sind frueh genug aus dem warmen Bett gestiegen um gemuetlich zu fruehstuecken, den Camper von Abwasser zu befreien und mit Frischwasser zu befuellen. Danach verabschiedeten wir uns noch von Moesi und Yvonne, die im gleichen Campground uebernachteten und stiegen frohen Mutes in unseren Truck und konnten die Stadt hinter uns lassen. Ok, es war dann doch wieder 10.00 Uhr, aber hey, der Wille zaehlt.

Die Strassen wurden schnell einsamer und enger. Der Verkehr wurde merklich weniger, was uns sehr gefiel. Anstelle der sechsspurigen Autobahn um Edmonton fuhren wir auf einer normalen Hauptstrasse. Der Zustand war sehr gut, so dass wir mit mehr als 100 km/h ueber den Asphalt pfluegen konnten. Das ist sowieso merkwuerdig: Wir wurden vor den hohen Bussen gewarnt und gemahnt, ja die Geschwindigkeit einzuhalten, aber die Einheimischen scheinen davon nicht viel zu halten. Beispiel: 100 km/h sind erlaubt, wir fahren ein wenig mehr als 110 km/h und werden immer wieder ueberholt. So schlimm koennen die Bussen also nicht sein und nach dem ersten Dutzend Fahrzeuge die uns ueberholt haben haben auch wir die Reisegeschwindigkeit noch etwas angehoben.

Die Gegend wurde flacher und von Bergen oder nur schon Huegeln war weit und breit nichts zu sehen. Natur pur! Die Highways hier verlaufen absolut gerade, links und rechts davon sind Waelder. Naja, es hat auch sonst nichts ausser vielen Baeumen. Irgendwie gab's auch nicht so viel zu sehen.

Highway 49 in Richtung High Level (ausnahmsweise mit leichter Kruemmung)

Entlang dem Highway sind lauter schraege Verkehrstafeln zu sehen. Eine davon: Watch for pedestrians on highway, was soviel heisst wie: Ausschau halten nach Fussgaengern auf der Autobahn...

Ein Schild das es in der CH nie geben wird

Wir kamen sehr gut voran und erreichten am Abend High Level. 780 km wurden an diesem Tag zurueckgelegt, vorbei an etlichen Sumpfgebieten. Die toten Baeume die aus diesen Suempfen ragen ergeben ein bizarres Bild. Auf dem Weg haben wir sogar einen Bison gesehen. Was fuer ein grosses Getier mit riesigem Buckel, gemaechlich dahintrottend. Wir waren nach dieser langen Fahrt erschoepft, so kam uns der kleine, friedliche Campground kurz vor High Level sehr gelegen. Herrlich, wir sind hier fast alleine. Der nette Campgroundbetreiber hatte zudem noch frische Erdbeeren gepflueckt und fuellte unsere grosse Schuessel damit. Ein perfektes Dessert nach einem langen Tag. Wir konnten uns beide nicht erinnern, wann die letzten Erdbeeren so intensiv und saftig geschmeckt haben.

Zur Bestaetigung aller Schokoladeliebhabern: Schweizer Schokolade ist wirklich die beste! Wir wollten die Kanadische auch probieren und haben fuer teures Geld Fudges gekauft. Haesslich! Hier fehlen CH-Confiseure definitiv! Das einzige Essbare mit dem Etikett "Fudge" ist entweder Eiscreme oder ein "Hot fudge Brownie" (Brownie mit warmer Schokosauce - Arno's Liebling :-)

Inmitten schoenster Natur befindet sich der Aspen Campground in High Level

Die naechste Etappe brachte uns den lang ersehnten Norden naeher: Der 60 Breitengrad wurde ueberschritten (Nein Daniela, ueberfahren schreibe ich nicht, auch wenn's physikalisch korrekt ist) und im Visitorcenter hiess man uns herzlich willkommen in den Northwest Territories (NWT).

Juhuu, die NWT sind erreicht

Nicht nur innerhalb des Visitorcenters wurden wir freundlich begruesst, nein, bereits bei der Ankunft klopfte die Tierwelt an unsere Scheiben. Fliegen, Moskitos und andere Muster der Fauna flogen immer wieder an die Scheibe, das klang so einladend nach "Bitte aussteigen", dass wir gar nicht anders konnten. Die hubschraubergrossen Insekten sollten uns in den kommenden Tagen noch viel Freude bereiten.

Wir besichtigten die Alexandra Falls und die Louise Falls vom High River. Wir wunderten uns ueber die intensive Braunfaerbung des Flusses.

Alexandra Falls, Hay River

Von den Nationalparks in Alberta sahen wir praktisch nur Fluesse, die Schmelzwasser von Gletschern fuehren und ein schoenes Milchig-Weiss tragen. Die Fluesse hier hingegen haben ein recht grosses Einzugsgebiet und der Regen in den letzten Wochen und Monaten spuehlt halt ziemlich alles in Richtung Meer.

In Enterprise wird empfohlen, den Tank zu fuellen, da die naechste Tankstelle auf dem Mackenzie Highway mehr als 400 km weiter westlich war. Mit leichten Umwegen war dem zwar entgegen zu kommen und da uns weder der Preis noch die Einstellung der Dame hinter dem Tresen passte (nett ausgedrueckt) zogen wir Variante 1 vor. Wir fuhren nach Fort Providence, zumindest den ersten Teil der Strecke. Dann wurden wir gefahren. Die Strasse wird naemlich vom Mackenzie River unterbrochen und eine Faehre muss her. Die Benutzung derselben ist kostenlos und so setzten wir zuegig ueber. Kaum auf der anderen Seite angekommen, wurden wir von einer Bueffelherde empfangen. Diese trotteten dem Highway entlang, unmittelbar neben einer Baustelle bei der gearbeitet wurde. Die Arbeiter wie auch die Bueffel interessierte dies ueberhaupt nicht.

Die erste kleine Bueffelherde!

Zurueck zu den haesslichen Insekten: Die Moskitos (ca. 3 Arten) sowie die Bremsen, Fliegen und Libellen sind um ein mehrfaches (3-4) groesser als in der Schweiz. Die klatschen hart gegen die Scheiben, so dass wir zum teil nicht sicher sind, ob das grosse schwere Regentropfen sind oder diese haesslichen Insekten. Eklig!

Am naechsten Tag sassen wir kurz nach 8 Uhr (es geht also doch!) im Truck und testeten die ersten KM auf dem Mackenzie Highway, der unpaved ist (nicht geteert). Dieser ist definitiv selten befahren! So ca. alle 15-30 Minuten begegnen wir einem Fahrzeug. Auf dem ebenfalls ungeteerten Liard Highway begegneten wir waehrend 180 km ueberhaupt niemandem. Die Strassenbedingungen sind Potenzen besser als erwartet. Kleine Loecher hats schon ab und zu aber die erlaubte Hoechstgeschwindigkeit kann fast voll ausgeschoepft werden. 90 km/h plus 20 km/h Gesetzreserve, das ist fast wie fliegen. Sowas von cool!

Die Baustellen hier sind laenger und flexibler: Strassenbelag (Kies oder Erde) wird einfach abgeladen, die Begradigung erfolgt von Maschinen die teilweise noch 20 km entfernt sind. So entstehen ca. 20 cm tiefe Furchen im Kies die unsere Entscheidung bestaetigten, einen AWD zu mieten. Fahren fuehlt sich an wie schaukeln. Wird bei Regen sicher besonders lustig. Auf jeden Fall macht es Spass auch wenn wir bei jedem starken Bump unwillkuerlich im Rueckspiegel nachpruefen, wie es um die Haken steht. Quads sehen wir hier haeufig und es juckt uns, einen solchen zu testen um ueber die staubige Strasse zu fliegen, aehm fahren natuerlich.

Fort Liard wurde am Abend erreicht und wir stellten den Camper auf dem Hay Lake Campground ab. Da keine Registrierung noetig war, dachten wir, da kommt schon mal jemand vorbei, zumal Instruktionen fuer eine Selbstregistrierung fehlten. Es kam niemand und auch am naechsten Morgen interessierte sich keiner fuer unsere Anwesenheit. Wir waren mutterseelenallein auf dem Campground - abgesehen von den gefluegelten Kollegen um uns herum.

Die letzten Kilometer des Liard Highways fuehrten uns zurueck nach British Columbia. Gleich nach der Grenze war die Strasse wieder geteert, wenn auch der Zustand nicht optimal war. In Fort Nelson wurde getankt und nach einer Moeglichkeit Aussschau gehalten, einen Oelwechsel durchzufuehren. Da unser Truck recht neu war und bei jedem Anlassen meckerte "Oil change required" hielten wir (und Fraserway) es fuer besser, das vor dem Dempster Highway durchzufuehren. Fehlanzeige. Entweder war die Garage zu wenig hoch oder ausgebucht. Also lassen wir das bis Watson Lake, dahin wollten wir sowieso.

Wir fuhren also auf dem Alaska Highway gen Norden und trauten unseren Augen kaum: Wahrend der Fahrt nach Liard River konnten wir insgesamt 5 Elchkaelber sehen die offensichtlich ihr Mami suchten - oder Teenager waren die herumlungerten. Viele Bighornschaffe leben hier. Das sind sehr schoene, majestaetisch wirkende Tiere. Angekommen im Liard River Hot Springs Provincial Park genossen wir die Hot Springs. Zum Glueck hat Daniela intensiv den Reisefuehrer und die Stapelweise erhaltenen Unterlagen vom Visitor Center durchgeachert. Klein gedruckt wurden die Hot Springs empfohlen. Eigentlich wollten wir schon welche zwischen Banff und Jasper besuchen, es hat sich jedoch nie ergeben. Das ist gut so, denn diese hier sind einfach super! Der Weg vom Campground zu den Springs fuehrt durch eine wunderschoene Landschaft, aehnlich einem Regenwald. Die Hot Springs sind also voellig verborgen und paradiesisch gelegen. Und sie sind definitiv hot! Wir brauchten eine Ewigkeit, bis wir uns im Wasser befanden. Es riecht stark nach Schwefel und in der Mitte der Springs kann man die Blasen der aufsteigenden Hitze sehr gut beobachten. Nach einer Weile wechselten wir zu den unteren Springs, ca. 5 Gehminuten zurueck. Diese sind noch heisser. Mittlerweile hatte es weniger Leute und so genossen wir die Ruhe. Daniela versuchte naeher zur Hitzequelle zu gelangen. Das heisse Quellwasser fliesst in Waermeschwallen zu einem kleineren Becken. So ein Schwall ist brutal heiss, so war sie sehr schnell wieder draussen.

Eine weitere, helle Nacht verging und der Morgen begruesste uns mit waermenden Sonnenstrahlen - war auch noetig. Los ging's in Richtung Watson Lake. Auf dem Weg dahin sahen wir mit Abstand die meisten Tiere. 2 Schwarzbaeren, mehrere Bueffelherden mit Nachwuchs, 1 Fuchs mit einer Beute (ein Ground Squirrel musste dran glauben) und sogar einen Grizzly! Wir sahen die allerdings nur kurz, anhalten soll man nicht, damit sich die Tiere nicht an die Anwesenheit von Menschen gewoehnen.

Angekommen in Watson Lake hatten wir schon bei der 2. Garage Glueck und konnten weniger als 1 Stunde spaeter mit neuem Oel bereits wieder weiterfahren. Wir besuchten das Northern Lights Space and Science Center. Der Film im Omnimax-Format zeigte wunderbare Bilder. Eine Reise im Winter ist die Kaelte sicherlich wert.

Heute geht es weiter nach Ross River, dem Robert Campbell Highway folgend. Dies ist wiederum eine Schotterpiste, wir sind gespannt: Die Liste der Baustellen ist lang...

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